Lesekonzept

Einleitung

Das Lesen hat eine Schlüsselfunktion, weil es eine Voraussetzung für erfolgreiches weiteres Lernen ist. Es fördert wichtige kognitive Fähigkeiten und ist Voraussetzung für den kompetenten Umgang mit Medien.
Für den Aufbau einer Lesekultur sind das genießende und das interessengeleitete Lesen von besonderer Bedeutung, weil dadurch das Lesen eine positive Funktion im Alltag der Schüler erhält und eine überdauernde Lesemotivation gefördert wird.
Die Förderung der Lesekompetenz berücksichtigt die unterschiedlichen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten jedes einzelnen Schülers.
Das Lesenlernen ist ein Entwicklungsprozess, bei dem folgende Teilfähigkeiten berücksichtigt werden müssen:

  • Verständnis für den Lautcharakter der Sprache
  • die Fähigkeit, Beziehungen von Buchstaben und Lauten zu entdecken und beim Lesen zu realisieren
  • die auditive und visuelle Durchgliederung von Wörtern, Sätzen und Texten
  • das geläufige Erfassen von häufigen Buchstabenfolgen und ihrer Lautung
  • das Erlesen mit ständiger Sinnerwartung

Die grundlegenden Fähigkeiten des Lesens sollen die Schüler in der Schulein-gangsphase erwerben (s. Konzept für die Schuleingangsphase).
Wenn diese vorhanden sind, ist es wichtig, die Freude und das Interesse der Schüler am Lesen zu fördern, weiter auszubilden und zu erhalten. Damit es gelingt die Lesekompetenz stetig zu erweitern; insbesondere auch unter dem Aspekt, dem übermäßigen Konsum von TV, Gameboy und Computer auf Dauer etwas entgegensetzen zu können. Um dem gerecht zu werden, sollen den Schülern möglichst vielfältige Anreize zum Lesen geboten werden.

Lesenlernen

In der Schuleingangsphase erlernen die Kinder das Lesen – und auch das Schreiben – nach der sogenannten „Silbenmethode“. Im Mittelpunkt steht die Silbe. Die Forschung hat nachweisen können, dass Kinder schon vor dem Schrifterwerb die Silbe als rhythmische Einheit wahrnehmen. An diese Fähigkeit knüpft diese Methode an. Im Laufe des Lehrgangs werden aber auch nach und nach die Lautqualitäten der einzelnen Buchstaben analysiert. Die Materialien des Unterrichtswerkes „ABC der Tiere“ (Klasse 1 und 2) enthalten durchgängig den optischen Silbentrenner (Farbwechsel zwischen den Silben). Leseanfänger können hierdurch unbekannte Wörter sofort in der richtigen Silbenunterteilung lesen und so den Sinn schneller erfassen.

Das Lesenlernen wird durch den Einsatz von Lautgebärden unterstützt.

Klassenbücherei

Jede Klasse verfügt über Bücher, die zum Lesen bzw. Ausleihen zur Verfügung stehen. Bei der Anschaffung der Bücher für die Klassen  1, 2, 3 und 4 wurde darauf geachtet, dass möglichst viele auf der „Antolin"- Liste (s. 2.6.) wiederzufinden sind und somit zur Beantwortung von Fragen genutzt werden können. Die erste Klasse benutzt außerdem folgende unterrichtsbegleitende Lesematerialien: „Regenbogen-Lesekiste“ sowie „Graph Orthos“ (Collie-Verlag). Mit Hilfe eines Karteikartensystems wird das Ausleihen der Bücher dokumentiert und kontrolliert. Der Klassenlehrer  berät die Kinder, denen es schwerfällt, sich geeignete Bücher (Schwierigkeitsgrad, Interessensgebiet) auszusuchen.

Förderliche Leseumgebung schaffen

Zu einem positiv besetzten Lesebegriff gehören eine Leseumgebung, die die Eigeninitiative bei der Auswahl des Lesestoffs ermöglicht sowie Raum und Zeit für individuelle Rückzugsmöglichkeiten und Gesprächspartner, um sich über das Gelesene auszutauschen. Es empfiehlt sich daher, im Klassenraum eine Leseecke einzurichten.

Regelmäßige Lesezeiten im Rahmen des Unterrichts

Hier lesen die Kinder epochal in ihren ausgeliehenen bzw. privaten Büchern
(im 2. Schuljahr ca. 30 Minuten, im 3. Schuljahr ca. 40 Minuten u. im 4. Schul-jahr ca. 50 Minuten; jeweils wöchentlich).

Regelmäßige „Leserunden“

In diesem Rahmen können die Kinder ihre Lieblingsbücher vorstellen und ggf. auszugsweise daraus vorlesen. Mitschüler geben sich so gegenseitig Lesean-regungen. Auch erwachsene Lesevorbilder wie Lehrer, Eltern etc. können mit einbezogen werden.

Lese-Präsentation

Um das Vorlesen zu üben bzw. zu präsentieren bietet es sich an, natürliche Vorlesesituationen zu schaffen (für Eltern, Großeltern; Adventszeit …)

Interaktive Leseförderung mit www.antolin.de

Nach dem Lesen eines Buches können die Kinder auf dieser Internet-Plattform Fragen zu ihrem gelesenen Buch beantworten. Ein Punktekonto, das auch der Lehrer regelmäßig abrufen kann, gibt den Kindern Rückmeldung  über die An-zahl der richtig beantworteten Fragen.

Lesen einer Ganzschrift

Das Lesen einer Ganzschrift ermöglicht individuelle Leseerlebnisse, aber auch Austausch und Diskussion mit anderen über das Gelesene. Motivationsfördernd wirkt sich oft auch ein kreativer Umgang mit Büchern aus:

  • Malen von Bildern
  • ein Buch zur Lektüre erstellen
  • das Schreiben einer Fortsetzung
  • Briefe an den Autor
  • etc.

Wenn möglich sollte jeder Schüler im Laufe der Grundschulzeit 2 – 3 Ganzschriften gelesen haben.

Durchführung von Lesenächten

Das Veranstalten von Lesenächten dient in erster Linie dem Ziel, die Lesemotivation zu fördern bzw. zu erhalten. (Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Kinder und Jugendliche freiwillig nur äußerst ungern ein Buch zur Hand nehmen.) Hier können sie in der Gruppe erleben, dass Freizeit auch ohne Fernseher, PC-Spiele etc. gestaltet werden kann.

Eltern einbeziehen

Die Mitarbeit der Eltern bei der Leseförderung ist insbesondere in der Grundschule von entscheidender Bedeutung. Sie legen durch ihr Vorbild und durch den im Haus verfügbaren Lesestoff das Fundament für das Leseinteresse der Kinder. Gerade Eltern aus bildungsfernen Schichten sind hiermit häufig über-fordert. Durch Elternabende zu diesem Thema lassen sich manche Ängste auflösen und neue Potentiale eröffnen (z. B. „Lesemütter“- Prinzip, 1. Schuljahr)
Kinder im weiterführenden Leseunterricht sind stolz darauf, in der Lage zu sein, auch anderen (z. B. Geschwistern, Großeltern, Eltern) etwas vorlesen zu können. Dieses Potential sollte genutzt werden. So kann sich jedes Kind auf einem Dokumentationsbogen bestätigen lassen, jemandem ca. 10 bis 20 Mi-nuten pro Tag etwas vorgelesen zu haben. Der Trainingsfleiß kann durch Stempel, Aufkleber etc. durch den Lehrer bestätigt bzw. belohnt werden. (Siehe hierzu auch das„Lese-Fitness“- Programm zur Leseförderung/Unterrichtsprojekt der Kinderzeitschrift „Flohkiste“ in Zusammenarbeit mit dem VBE.)

Zeitungsprojekt

Die Teilnahme am WN-Zeitungsprojekt (4. Schj.) eröffnet Kindern vor allem aus bildungsfernen Schichten Zugang zu einem Medium, das sie unter Umständen noch nicht kennen gelernt bzw. bisher für sich noch nicht entdeckt haben.

Besuch der Gemeindebücherei

Um den Kindern eine größere Bücherei vorzustellen sowie zusätzliche Möglichkeiten des Bücherausleihens kennen zu lernen, bietet es sich an, die ortsansässige Gemeindebücherei (Zweigstelle Kattenvenne, derzeit im BHG-Gebäude) aufzusuchen, die vor allem in der letzten Zeit viele Neuanschaffungen getätigt hat. (Viele Bücher sind auch in der „Antolin“- Liste zu finden, sodass hierzu auch die entsprechende Internet-Plattform zwecks Beantwortung von Fragen genutzt werden kann.)

Leistungsbewertung

In regelmäßigen Abschnitten sollte sich der Lehrer einen Überblick hinsichtlich der Leseleistung seiner Schüler verschaffen. Diese umfasst 2 bzw. 3 Aspekte:

  • Leseverständnis
  • Lesetempo
  • Lese-Vortrag (nur 3. u. 4. Schuljahr)

2. Schuljahr: 70 % Leseverständnis, 30 % Lesetempo

3. und 4. Schuljahr: 50 % Leseverständnis, 30 % Lesetempo, 20 % Lese-Vortrag

Messinstrumente

  • Handreichungen zur Überprüfung der Lesefähigkeiten am Ende des 1. Schuljahres
  • Stolperwörter-Lesetest von Wilfried Metze (www.lesetest 1-4.de)
  • Lesefortschritte überprüfen (s. Lehrerhandbuch zu „Bausteine“, Lesebuch Kl. 2, 3 und 4)
  • Lesechecks der Kinderzeitschrift „Flohkiste“ (s. 2.9.)