Rechtschreibunterricht

Bedeutung des Rechtschreibens

Die Kommunikationsfunktion der Schrift steht im Mittelpunkt des Schreiblernprozesses. Durch das Schreiben und Lesen können sich die Kinder eine ganz neue Dimension erschließen, in dem sie erfahren, dass sie Gedanken festhalten oder über andere etwas erfahren können – unabhängig von Raum und Zeit. Das Lesen eines Textes wird wesentlich erleichtert, wenn sich der Schreiber dabei an bestimmte Vereinbarungen hält – darin liegt der Sinn der Rechtschreibung. Die Motivation, so zu schreiben wie die Erwachsenen, ergibt sich aus dem Ziel: Andere sollen lesen, was ich zu erzählen habe. Schreiben lernen bedeutet von daher auch immer zugleich Rechtschreiben.

Der Rechtschreiblernprozess

Die Sprache entwickelt sich in einer sinnvollen Folge. Ähnlich gibt es auch für das Rechtschreiben lernen aufeinander aufbauende Entwicklungsschritte. Nach dem aktuellen Stand der Forschung ist der Schreiblernprozess kein additiver, sondern ein qualitativer Entwicklungsprozess. Rechtschreiben ist demnach kein Abspeichern von einzelnen Wortbildern, sondern ein ständiger Rekonstruktionsprozess, das heißt das Kind konstruiert das Wort beim Schreiben und Mitsprechen jeweils neu.

Es gibt drei Grundprinzipien:

  • auf der Laut-Buchstaben-Ebene → einem Laut wird ein Buchstabe zugordnet, Wörter werden durchgliedert
  • (T-e-l-e-f-o-n)
  • auf der Wortebene → Wortstammprinzip, Wortarten, Wortzusammensetzungen
  • auf der Satzebene → kontextbezogene Ebene (weise – Waise)
  • Diese drei Konstruktionsprinzipien der deutschen Orthographie bilden auch gleichzeitig die Lernebenen unseres Rechtschreibkonzeptes, die aufeinander aufbauen.

Der Aufbau von Rechtschreibkompetenz ebenso wie der Abbau von Rechtschreiblücken gelingt am ehesten, wenn der jeweilige Stand der Rechtschreibentwicklung analysiert wird und angemessene Fördermaßnahmen das Kind Schritt für Schritt zum Erfolg führen. Wenn ein Kind in der Rechtschreibung Schwierigkeiten hat, dann entwickeln sich leicht Misserfolgsorientierungen, die den weiteren Lernprozess erschweren.

Diagnose und individuelle Förderung

Individuelle Förderung setzt die genaue Diagnose des  rechtschriftlichen Entwicklungsstandes des jeweiligen Kindes voraus. Aus diesem Grund werden regelmäßig Diagnosediktate geschrieben (2-3 pro Halbjahr). Anhand der Fehlerarten erfolgt eine Einstufung in den entsprechenden Lernbereich.

LB → Zuordnung von Lauten und Buchstaben
LD → Folge der Laute in passende Buchstabenfolgen übertragen (LautDurchgliederung)
LV → lang und kurz klingende Vokale (Mitlautverdopplung, Dehnung und Schärfung)
WA → Groß- und Kleinschreibung, Erkennen der WortArten
WU → der Wortstamm bleibt bei der Umformung der Wörter erhalten
WZ → Wörter zerlegen und zusammensetzen, Wortbausteine
SA → sinnvolle grammatikalisch richtige Sätze bilden
SZ → SatzZeichen richtig setzen
SF/SW → Schreibung der Wörter im Textzusammenhang betrachten
AL/AF → Ausnahmeschreibungen und Fremdwörter

Diese Diagnosediktate werden nicht zensiert und auch nicht mit nach Hause gegeben. In einem „Rechtschreibpass“ werden die Anzahl und die Art der Fehler dokumentiert. Er dient Eltern und Kindern als Orientierungshilfe bezüglich des jeweiligen Entwicklungsstandes der Rechtschreibung.

Die Übungsangebote beziehen sich auf den jeweiligen Lernbereich, der aufgrund des Ergebnisses des Diagnosediktates bestimmt wird. Jedes Kind übt also auf der Stufe seines jeweiligen Entwicklungsstandes.

Organisation und Durchführung

Die wichtigsten Methoden und Materialien

Modellwortschatz / Üben mit der Lernbox

Der Aufbau des Modellwortschatzes ist nach den Lernstufen geordnet, wobei der Schwierigkeitsgrad der Wörter laufend zunimmt. Das bedeutet, dass die Wörter zunächst von den Regelhaftigkeiten, dann zu den Besonderheiten und erst danach zu den Ausnahmeschreibungen führen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kinder zunächst ein Gespür für die Regelhaftigkeiten entwickeln und nicht sofort durch Sonderfälle der Rechtschreibung verwirrt werden.

Die Standardübungen mit der Lernbox:

  • Abschreiben der Wörter
  • Partnerdiktat
  • Such- und Sortieraufgaben
  • Abschreibtexte

Leistungsbewertung

Die Leistungsbewertung findet auf der Grundlage aller schriftlich erbrachten Leistungen des Kindes in einem Halbjahr bzw. Schuljahr statt. Das bedeutet, dass grundsätzlich alle schriftlichen Arbeiten der Kinder zur Benotung herangezogen werden können (z.B. Vorschriften von Aufsätzen, Schreibhefte, Sachunterrichtsmappen). Außerdem werden zu einzelnen Rechtschreibthemen, die im Unterricht behandelt wurden, Rechtschreibarbeiten geschrieben, die auch benotet werden.